Posaunenchor 1950 Bracht
Posaunenchor      1950    Bracht

Chronik des Posaunenchores Bracht - Teil IX

Große Herausforderungen (2006 und 2007)

 

Im Jahr des „Sommermärchens“ 2006 standen laut Chorleiter Dittmar monatliche Highlights an. Dem 3. Faschingsball in der Mehrzweckhalle folgten die Auftritte beim Göttinger Dorfjubiläum, dem Gladenbacher Kirschenmarkt und dem Internationalen Feuerwehr-Oldtimertreffen in Schönstadt. Bevor man die Unterstützung der Konzertreihe im Marburger
Botanischen Garten fortsetzte, folgte man der Einladung des dortigen
Blasorchesters zum Musikfest nach Mardorf, wo 15 Orchester und 5 Spielmannszüge im historischen Ortskern auftraten und das ganze Dorf sich in einen Open-Air-Konzertsaal verwandelt hatte. Bei guter bläserischer Leistung hatte man viel Spaß und lernte dabei den Musikverein aus dem Moselstädtchen Bernkastel-Kues kennen. Prompt wurde man zur Teilnahme an den dortigen „Mosel-Concerts“ eingeladen. Hier genoss man neben einem gelungen Auftritt natürlich ausgiebig die Gaumenfreuden dieser Weinregion.

 

Die Grenzen ihrer Belastbarkeit testeten die Chormitglieder bei ihrer Teilnahme am Grenzgangfest Wollmar vom 8. bis 10. September, wo man aus alter Verbundenheit zusagte und Neuland betrat, hatte doch der Chor vorher noch nie über drei Tage hinweg musiziert. 20 Musiker brachen am Freitagmorgen und 5 Uhr auf, weckten die Wollmarer aus zwei Himmelsrichtungen und begleiteten zunächst die morgendliche
Andacht im Festzelt. Danach wurden die Grenzgänger in Marschformation an der Spitze des Zuges zum Dorfausklang geleitet. Per LKW-Anhänger wurde die Gruppe dann zum Frühstücksplatz nach Münchhausen gebracht und man spielte dort knapp zwei Stunden zur Unterhaltung. Der nächste Einsatz war dann auf dem Frühstücksplatz in Niederasphe am frühen Nachmittag, wo man sich unter die Besucher mischte und für gute Stimmung sorgte um anschließend die Grenzgänger vom Ortseingang aus auf ansteigender Straße zum Festplatz zurück zu begleiten.

 

Nach einer Pause von zwei Stunden folgte der abendliche Auftritt in voller Besetzung auf der Festbühne, von dem die Wollmeraner heute noch schwärmen. Unterstützt von den Bluhs Brothers und einem chorleitenden Moderator in Hochform standen die rund 1000 Besucher schon nach kurzer Zeit auf Tischen und Bänken und bejubelten das bunte bläserische und gesangliche Programm euphorisch und ließen die Musikerinnen und Musiker erst nach mehreren Zugaben enden.

 

Am Folgetag wiederholte sich das Prozedere mit Abmarschbegleitung, dann wiederum Blasen zum Frühstück auf dem Platz in Laisa sowie der Rückbegleitung zum Festplatz. Nach einer weiteren kurzen Nacht und bei guter Verpflegung, u.a. bei unseren Vereinsmitgliedern und ehemaligen aktiven Bläsern Ludwig Henseling und Holger Heide, bauten wir uns am Sonntagvormittag zum abschließenden stehenden Festzug auf dem Hof Freiling auf. Hier spielten wir uns bei strahlendem Sonnenschein bis zum Feierabend endgültig in die Herzen der Besucher und gehörten schon fast
zum Inventar des Grenzgangs, wie die Presse am Montag schrieb. Am Ende hatte man über die drei Festtage weit mehr als 20 Stunden bläserischen Einsatzgezeigt, was aber erst beim letztmaligen Anstieg durch den Ort zu leichten Müdigkeitserscheinungen führte.

 

Müdigkeit konnten die Bläserinnen und Bläser in diesem Jahr aber nicht lange vorschützen, galt es sich doch nach kurzer Pause auf die Fortsetzung der musikalischen Umrahmung der „Kreissenioren-Concerts“ vorzubereiten. Zunächst in Stadtallendorf vor nun 1100 Besuchern und eine Woche später in der Hinterlandhalle Dauthpetal, wo 600 Senioren zuhörten, nahm man die Gäste mit auf eine musikalische Welt- und Zeitreise. Viel Beifall erntete dabei das Gesangsduo Sabine Selbach und Kurt Bauer, das im Stile von Ernst Mosch die Seelen der älteren Damen und Herren schnell erreichte.

 

Stimmungsvoll beendete der Posaunenchor das äußerst abwechslungsreiche Bläserjahr mit einem besinnlichen, festlichen aber an manchen Stellen auch spritzigen Adventkonzert in der wie gewohnt ausverkauften Mehrzweckhalle. „Brachter Bläser lassen es fetzen“ (Marburger Neue Zeitung), „Weihnachts- und Wintermelodien lassen Abend zum Erlebnis werden (Oberhessische Presse) und „Posaunenchor spielt Rock und Gospels“ (Frankenberger Zeitung) lauteten die Schlagzeilen der einheimischen Presse.

 

In seinem Grußwort bezeichnete Landrat Robert Fischbach den Brachter Posaunenchor als „eines der großen Orchester im Landkreis, nicht nur auf die Größe bezogen“.

 

Den Abend eröffnete der Jugendposaunenchor, erstmals unter der Leitung der Nachwuchsdirigentin Isabell Kranz, mit Rhythmusbegleitung. Schon beim Einzug mit Schlitten und später bei „Leise rieselt der Schnee“ begann es in der Halle auch wirklich zu (kunst)schneien.

 

Im Anschluss intonierten 58 Musikerinnen und Musiker des Hauptchores, genauer gesagt 4 Tuben, 4 Posaunen, 5 Trompeten, 2 Waldhörner, 2 Tenorhörner, 6 Baritone, 3 Klarinetten, 6 Alt- und 4 Tenorsaxophone, 1 Bariton-Sax, 1 Oboe, 1 Fagott, 6 erste Flügelhörner, 4 zweite Flügelhörner und 5 Schlagzeuger eine bunte Mischung aus Bigband-Sound und sinfonischem Orchesterklang. Balladen wie der Welthit „HighlandCathedral“, erstmals mit den Solisten Jochen Schäfer (Oboe) und Michael Elsebach (Fagott), gehörten ebenso dazu wie Gospels und Rockarrangements. Weihnachtlich wurde es mit dem „Christmas medley“, einem pfiffigen Stück aus der Schweiz, dem amerikanischen Weihnachtsliederpotpourri „A happy Winter Holiday“ und dem Shakin‘ Stevens-Hit „Merry Christmas everyone“.

 

Zum Höhepunkt und Schlussstück des Konzertes wagten sich die Musikerinnen und Musiker dann an ein musikalisches Monumentalstück: „Music“ von John Miles, dass bis dahin schwierigste Stück des Chores, erforderte viel Technik in den schnellen Sechszehntelpassagen
mit Tempo 184, gutes Gehör in den langsamen Teilen der Ballade und
Ensemblespiel vieler ineinander greifender solistischer Abschnitte. Hohe Anforderungen stellte auch der seltene 7/14-Takt, kurze Zeit herrschte Pianissimo, wo eben noch das Forte vorhielt. „Was die Brachter boten, war mehr als nur hervorragend, es war einfach brillant“, schrieb dazu die Marburger Neue Zeitung.

 

Zu Beginn des Jahres 2007 entstand im Umfeld des Kirchenvorstandes der Wunsch, die Brachter Kirche mit einer Kirchturmuhr wie schon vor mehr als 100 Jahren, nun ausgestattet mit moderner Technik, zu schmücken.
Leider drohte die gute Sache an den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde zu scheitern. Der Posaunenchor versprach Hilfe. Den mittlerweise hohen Bekanntheitsgrad ausnutzend, organisierte man am 10. November einen Benefizabend in der Mehrzweckhalle, welche die Stadt Rauschenberg für diesen Anlass zur Verfügung stellte. Der Abend stand unter dem Motto „Wünsch Dir was…!“ und das Programm wurde allein durch die Zuhörer bestimmt. Dazu waren alle Mitbürger aufgefordert, aus einer vom Dirigenten getroffenen Vorauswahl von 71 Titeln aus den Musikrichtungen Choräle, sakrale Musik, Volkslieder, Märsche, Festzelt-Polkas, Rheinländer/Oberkrainer, Egerländer Polkas, Walzer, Deutsche
Schlager, Internationale Schlager und Rock/Pop/Film 10 persönliche
Lieblingsstücke auszuwählen.

 

Die von 250 Musikbegeisterten ausgewählten und von den Bläserinnen und Bläsern intensiv geprobten Melodien ergaben ein stimmungsvolles und vor allem heiteres Konzert und spiegelten Chorleiter und Vorstand auch einmal die Meinungen der Zuhörer zurück. Bei einem Wunschlied, der Löffelpolka, erheiterte Kassiererin Birgit Vaupel mit ihrem karnevalistischen Humor die Zuhörer und begleitete anschließend mit den Doppellöffeln das Bläserstück. In die Medaillenränge der meistgewählten Hits schafften es mit 32,7 % der Mosch-Walzer „Rauschende Birken“, und mit 34,1 % der „Egerländer Musikantenmarsch“. Den absoluten Spitzenplatz sicherte sich mit 44,2 % der abgegebenen Stimmen das Friedenslied schlechthin, „Ich bete an die
Macht der Liebe“. So klang der Abend ruhig und friedlich aus, eine Zugabe hätte die vorherrschende Stimmung nur gestört.

 

Den rund 400 Gästen, die bei freiem Eintritt großzügig spendeten, aber auch der Unterstützung der örtlichen Vereine und der Mitglieder des Kirchenvorstandes war es zu verdanken, das bereits an diesem Abend mehr als die Hälfte des Anschaffungspreises vereinnahmt wurde. Mit den folgenden Spenden konnte einige Wochen später das neue Uhrwerk für den sechseckigen Kirchturm mit drei Zifferblättern sowie das mit einer Fernbedienung versehene Laufwerk angeschafft werden.

 

Neben wie immer zahlreichen Ständchen zu familiären Anlässen standen in 2007 wieder ein „Tag des Liedes“, gemeinsam mit dem Gesangverein organisiert, das Wohltätigkeitskonzert im Botanischen Garten Marburg und das Kirchweih-Fest in Amöneburg mit vorherigem Platzkonzert auf dem Marktplatz auf dem Programm. Außerdem begleitete man die Jubiläumsfeierlichkeiten des Posaunenchores Gemünden und des Schützenvereins Bracht sowie ein Hoffest in Langendorf und das Rosenthaler Heimatfest, in diesem Jahr sogar mit Fackelzug am Samstagabend.

 

Zusammen mit den befreundeten Vereinen Posaunenchor Erksdorf, Bläserchor Schönstadt und Blasorchester TSV Ockershausen veranstaltete man im September in der Mehrzweckhalle eine „Musik unter Freunden“. Vorsitzender Koch betonte bei seiner Begrüßung, dass man an diesem Abend neben dem bläserischen Teil auch der Geselligkeit und der Gemütlichkeit einen hohen Stellenwert beimesse. Dies konnten am Ende auch alle Teilnehmer bestätigen.

 

Bei der diesjährigen kirchlichen Adventsmusik wirkte auch der Frauenchor des Gesangvereins mit. Erneut fand das Trommlerlied „The little Drummer Boy“ die höchste Aufmerksamkeit. In der Jahreshauptversammlung, in der 97 Aktivitäten bilanziert wurden, meditierte Chorleiter Karsten Dittmar über die Motivation der Bläserinnen und Bläser und gab Anregungen zum Nachdenken. Mit Hilfe von Präsentationskarten stellte er den Trend der Bevölkerung zu Bequemlichkeit und Vergnügungssucht der Gemeinsamkeit,
Zuverlässigkeit und Solidarität der sicher auch nicht immer bequemen
Vereinsarbeit gegenüber. Er stellte fest, dass die Zähigkeit des Übens und die Freude am Blasen letztendlich durch ein zufriedenes und begeistertes Publikum honoriert und dem Chor und jedem einzelnen Musiker zurückgegeben werde.

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