Eigentlich reichen die Wurzeln des heutigen Posaunenchores 1950 Bracht bis in das Jahr 1945 zurück. Der furchtbare Krieg ging zu Ende und viele junge Männer waren nicht mehr zurückgekommen. Die Gottesdienste in dieser Zeit fanden großen Zuspruch, denn fast alle Menschen suchten wieder Trost und Halt unter Gottes Wort.
Der damalige Pfarrer, Alfred Trübestein, begann 1946 mit der Jugendarbeit in der Gemeindesaalbaracke. Alle jungen Männer über 15 Jahre, nach oben keine Grenze, trafen sich an einem Abend in der Woche um über den Glauben oder auch Fragen des täglichen Lebens zu sprechen. Ein Kasten wurde aufgestellt, in welchen jeder anonym Fragen einwerfen konnte. Es wurden oft heitere aber auch ernste Fragen gestellt. Pfarrer Trübestein nahm die Zettel mit um sie beim nächsten Mal, oft humorvoll, zu beantworten. So z. B. „Darf ich mit 15 schon eine Freundin haben?”, „Kann ich als Christ zum Tanz gehen?”, „Gibt es den Teufel?” usw. Es wurde auch Tischtennis gespielt und lustige Geschichten erzählt. 10-20 gleichgesinnte junge Männer waren oft zusammen und genossen dieschöne Zeit.
Da verließ 1949 plötzlich und überraschend Herr Trübestein das Kirchspiel Schönstadt – Bracht – Reddehausen. Was war passiert? Der Pfarrer hatte auf einem Sommerfest der Freien Evangelischen Gemeinde in Bracht gesprochen. Sein Motto war: „Wo Menschen unter Gottes Wort zusammenkommen, da kann ich auch seine Lehre verkünden”. Das sahen die Kirchenvorstände und die Landeskirche Kurhessen-Waldeck anders. Hinzu kamen dann noch Gängeleien und Streitigkeiten in Schönstadt. Pfarrer Trübestein übernahm das Kirchspiel Haina-Dodenhausen und gab den jungen Leuten zum Abschied den Rat, sich dem C.V.J.M. anzuschließen. Das hat er dann noch in die Wege geleitet.
In einer Feierstunde wurden die ersten Mitglieder aufgenommen und die Hauptaussagen des C.V.J.M. = Glaube - Liebe -Hoffnung- vorgestellt.
Im Jahr 1947 führte Kreisdiakon Andreas Fye eine gemischte Singwoche in Bracht durch. Mit seinem Flügelhorn übte er dabei die einzelnen Stimmen ein. Dies hinterließ großen Eindruck bei den jungen
Brachtern, insbesondere bei Karl Aillaud und Heinrich Pfalz. Herr Fye lies sich auch nicht zweimal bitten, am Ende der Singstunden, in der offenen Tür stehend, einen Choral in
das Dorf hinein zu blasen.
Nun beschlossen einige aus der Gruppe das Blasen zu erlernen. Als erstes Instrument diente eine geliehene Trompete aus dem Hause Gade. Karl Aillaud kümmerte sich nun mit Fye’s tatkräftiger Hilfe um die Posaunenarbeit, während Heinrich Funk die Leitung der Jugendstunden übernahm. Unterstützung bekam man in den ersten Jahren u.a. auch von den Diakonen Rossner, Römer, Wiegand und Leiermann sowie später von Posaunenwart Beinhauer.
Am 1. Oktober 1950 war es dann soweit: Der Posaunenchor Bracht wurde gegründet und schloß sich dem CVJM-Posaunenwerk im Westdeutschen Jungmännerbund an. Die Aufnahme wurde durch Bundeswart Pfarrer Johannes Busch und Sekretär Walter Stursberg bestätigt. Zu den Gründungsmitgliedern zählten:
Die erste Satzung mit Datum 3. Juni 1951 wurde von Karl Aillaud als Chorleiter, Heinrich Funk als erstem Vorsitzenden und Heinrich Homberger als Kassenwart unterschrieben. Grundlage war – und ist auch noch heute – Psalm 150, Verse 3 und 6: „Lobet den Herrn mit Posaunen” und „Alles was Odem hat lobe den Herren”
Wie schon gesagt, gab Pfarrer Andreas Fye die entscheidende Starthilfe. Er zeigte den Jungbläsern, wie „gedrückt” und „gezogen” wurde und half über viele Anfangsschwierigkeiten hinweg.
Natürlich waren in der Nachkriegszeit nur wenige finanziellen Mittel vorhanden. So betrug der Kassenbestand bei der Gründung des Vereins 5,10 DM und als Monatsbeitrag wurden 0,20 DM festgesetzt. Es wurde Geld zusammengelegt, im Dorf gesammelt oder auch schon einmal geliehen, wenn ein Instrument per Nachnahme mit der Post angekommen war. Aus Dankbarkeit wurde dann oft ein „Großer Gottwir loben Dich” angestimmt.
Der junge Chor hatte sich vorgenommen, im Heimatdörfchen, wie Bracht auch genannt wird, bei kirchlichen Veranstaltungen Dienst zu tun, alte und kranke Menschen zu ermuntern und überhaupt jeden, der es sich wünschte, mit einem Vortrag zu erfreuen. Dabei spielte es keine Rolle, ob man eine Trauerfeier oder eine fröhliche und gesellige Veranstaltung festlich umrahmte.
Das erste Ständchen des Posaunenchores wurde den Eheleuten Klös (Muth’s) noch unter Mitwirkung von Pfarrer Fye gespielt. In Erinnerung bleibt auch, daß man während eines Gottesdienstes in der Brachter Kirche bei einem Choral einmal die Wiederholung vergaß, Kirchenvorsteher Jakob Kranz aber so lautstark weitersang, daß der Chor bei der nächsten Strophe wieder einsetzen konnte.
Im Jahr 1952 meldete sich hoher Besuch an: Bundeswart Johannes Busch kam und gestaltete gemeinsam mit dem Chor einen Gottesdienst. Auch die Jugendstunden wurden weiterhin abgehalten. Neben Bibelarbeit, Gesprächen und Gesang wagte man sich auch an Laienspiele heran, die dann auf der Bühne im Saal der Gastwirtschaft Weigel aufgeführt wurden. „Die Trossbuben”, „Das Osterpflügen” und „Christopherus” sind sowohl Darstellern als auch Zuschauern noch in guter Erinnerung.
Aber auch weniger gut Zeiten waren zu bewältigen. Die hatte man mit dem neuen Kirchspielpfarrer Hochgrebe aus Schönstadt: Ihm war ein Dorn im Auge, daß Chorleiter Aillaud der Freien Evangelischen Gemeinde in Bracht angehörte und man auch den Kontakt zum früheren Pfarrer Trübestein aufrecht erhielt.
So verhinderte Hochgrebe einen Jugend-abend, zu dem die CVJMler ihren früheren Seelsorger eingeladen hatten, indem er diesem seinen Besuch ausredete. Die von Pfarrer Hochgrebe übernommenen Jugendstunden waren danach auch nicht mehr von langer Dauer.